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Arbeitsdokumente und weitere Materialien 4. Initiative

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Definitionen und Kommentare

Privatsphäre
DEFINITION ALAN WESTIN

Privacy is the claim of individuals, groups, or institutions to determine for themselves when, how, and to what extent information about them is communicated to others.

Alan F. Westin. Privacy and Freedom. The Bodley Head, 1967
PRO:
Das ist die Definition, die ich auch für meine Diss verwende. Sie ist sehr griffig und geht einher mit der Definition von “informational privacy” aus der Stanford Encyclopedia of Philosophy überein (http://plato.stanford.edu/entries/privacy). Sie betont sehr richtig, dass Privatsphäre zu einem maßgeblichen Teil aus Transparenz und Kontrolle über persönliche Informationen besteht.
EMRK, Art 8 (1)
„Jedermann hat Anspruch auf Achtung seines Privat- und Familienlebens, seiner Wohnung und seines Briefverkehrs.“

GG, Art 1 (1)
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
PRO:
Rechtliche Auslegung der Thematik, die aufzeigt weshalb das Problem uns so wichtig ist. Umschreibt / Impliziert eine Definition.

CON:
Keine Def.
THE RIGHT TO PRIVACY, Warren and Brandeis (1890)

“now the right to life has come to mean the right to enjoy life, -- the right to be let alone

“Recent inventions and business methods call attention to the next step which must be taken for the protection of the person, and for securing to the individual what Judge Cooley calls the right "to be let alone"Instantaneous photographs and newspaper enterprise have invaded the sacred precincts of private and domestic life; and numerous mechanical devices threaten to make good the prediction that "what is whispered in the closet shall be proclaimed from the house-tops."
PRO:
Läßt die Reaktion auf den Einfluß neuer Technologien und Praktiken im historischen Kontext erkennen. Inzwischen können wir mit dem Eingriff der Zeitungen umgehen. Was es bedeutet, “in Ruhe gelassen zu werden” verschiebt sich mit neuen tech. Möglichkeiten erneut.

CON:
Keine direkte Def.
A. Bates: Privacy-A useful concept? Social Forces, 42, 432. 1964.

„A value to be by oneself – relief from the pressures of the presence of others.”
Möglichkeit zum Rückzug eines Individuums aus dem Fokus der Öffentlichkeit.
A. Westin: Privacy and freedom. New York 1970.

„…The right of the individual to decide what information about himself should be communicated to others and under what conditions.”
Freiheit der selbstbestimmten Entscheidung über Preisgabe von Informationen; Kontrolle über Datenfreigabe
Jakob F. Dittmar: Grundlagen der Medienwissenschaft. Universitätsverlag der TU Berlin, Berlin 2009, S. 103.

„‛Privat’ [… …] demnach ein mentaler Zustand [ist ist], zu dem kein anderer Mensch (direkt) Zugang hat.”
Irwin Altman: The Environment and Social Behavior: Privacy, Personal Space, Territo-ry, Crowding. Brookes/Cole, Monterey 1975.

„privacy will be defined as a selective control of access to the self or to one´s group.
Die Privatsphäre ist hier also als eine selektive Kontrolle des Zugangs zum Selbst oder zu einer Gruppe definiert.
Altman beschreibt Privatsphäre außerdem als ein „dynamisches― und „dialektisches― Konzept, welches nicht statisch oder monoton ist. Der Mensch reguliert seine Privatsphäre selbst. Altman führt das Ideal als „desired privacy― und den tatsächlichen Ist-Zustand als „achieved privacy― auf. Im „boundary regulation process― der Privatsphäre, kann man jedoch selbst regulieren, je nach Kontext und Situation, wie viel oder wie wenig man über sich preisgeben möchte („openness―, „closedness―). „[… …] priva-cy is conceived of as an interpersonal boundary process by which a per-son or a group regulates interaction with others.―
Valerian Derlega and Alan Chaikin: “Privacy and self–disclosure in social relationships,” Journal of Social Issues, 33 (3), 1977,S.102–115.

“If one can choose how much or how little to divulge about oneself to another voluntarily, privacy is maintained. If another person can influence how much information we divulge about ourselves or how much information input we let in about others, a lower level of privacy exists.”
Eine Weiterführung der Altman Definition, indem sie den Aspekt der Freiwilligkeit und der eigenen Kontrolle über die Informationen, die man über sich öffentlich machen möchte, stärker betonen. Zudem fügen sie hinzu, dass, sobald ein Dritter darauf Einfluss hat, welche Informationen über eine Person öffentlich sind, weniger Privatsphäre gegeben ist.

Dieses Zitat verdeutlicht einen der wichtigsten Aspekte im Zusammen-hang mit Privatsphäre, nämlich die Freiheit selbst darüber entscheiden zu können, welche Informationen, die die Privatsphäre betreffen, freiwillig preisgegeben werden und welche nicht. Bei unfreiwilliger Preisgabe von Informationen besteht die Gefahr, dass diese Daten missinterpretiert wer-den können. Dies kann zudem zum Missbrauch dieser Informationen führen.
Richard A. Posner (21.11.2007). Privacy page

As a social good, I think privacy is greatly overrated be-cause privacy basically means concealment. People conceal things in order to fool other people about them. They want to appear healthier than they are, smarter, more honest and so forth.

„privacy is not one of those things that’s deeply ingrained in human nature. I think it’s very culturally specific.”

“People turn out to be willing to surrender privacy for quite modest gains, like the convenience of one-click ordering. But as more and more people become transparent, that becomes kind of a social norm which you tend to con-form to because people are very imitative of each other.”
Der amerikanische Jura-Professor und Bundesrichter Richard A. Posner beleuchtet die Debatte um Privatsphäre aus einem anderen Blickwinkel und ist der Auffassung, dass derjenige, der Privatsphäre fordert, lediglich etwas zu verbergen hätte. Zudem ist er der Meinung, dass diejenigen, die Informationen über sich verheimlichen, dies tun, um andere Leute in die Irre zu führen. Seiner Auffassung nach wird hier die Privatsphäre unter anderem darum geschützt, um zum Beispiel gesünder, klüger und ehrlicher zu wirken.


Posner bemerkt zudem, dass Menschen bereit sind, zugunsten der Bequemlichkeit, Informationen über sich preiszugeben und sieht das als Zeichen des geringen Stellenwertes von Privatsphäre. “Transparenz als soziale Norm”
Roscoe Pound: 28 Harvard Law Review 343. 1915.

„the demand which the individual may make that his personal private affairs shall not be laid bare to the world"
Helen Nissenbaum, Privacy as Contextual Integrity in
Washington Law Review, 2004, p 101-139, http://crypto.stanford.edu/portia/papers/RevnissenbaumDTP31.pdf

“[… …]a normative account of privacy in terms of
contextual integrity asserts that a privacy violation has occurred when either contextual norms of appropriateness or norms of flow have been breached. One point of contrast with other theoretical accounts of privacy rights is that personal information revealed in a particular context is always tagged with that context[… …]” (p. 125)
“[… …]a model of informational privacy in terms of contextual integrity, defined as compatibility with presiding norms of
information appropriateness and distribution. Specifically, whether a particular action is determined a violation of privacy is a function of several variables, including the nature of the situation, or context; the nature of the information in relation to that context; the roles of agents
receiving information; their relationships to information subjects; on what terms the information is shared by the subject; and the terms of further dissemination. [… …]” (p. 137f)
PRO: sehr flexibler Ansatz der Unterschiedliche “Öffentlichkeiten” anerkennt und Intention der Informationspreisgabe berücksichtigt.

CONTRA: gibt keine einfache normative Abgrenzung vor, extrem fluktuierende und unterschiedliche Auffassungen von “Privatheit” da, per definitionem, Kontextabhängig
D.Heckmann, Öffentliche Privatheit - Der Schutz der Schwächeren im Internet, K&R 12/2010, S. 771
[... ...] von einem Begriff von “Privatheit” ausgehen, der das Private als das bezeichnet, was dem Einzelnen gehört und das er allenfalls mit einer Gruppe zum Beispiel der Familie oder auch engen Freunden teilt, die untereinander in einem Vertrauensverhältnis stehen. [... ...]
Pro: Meidet als allgemeine Definition den Sphärengedanken (klassisch: differenziertes Schutzregime) und bezieht das Vertrauen in die kommunikative Umgebung als konstituierendes Element ein. [Oliver Oliver]

Con: “gehört” weist auf eine eigentumsrechtliche Perspektive auch der informationellen Privatheit die (als Abkehr von der klassischen persönlichkeitsrechtlichen Anknüpfung) jedenfalls dogmatisch begründet werden müsste.
D.Heckmann, Öffentliche Privatheit - Der Schutz der Schwächeren im Internet, K&R 12/2010, S. 771
... von einem Begriff von “Privatheit” ausgehen, der das Private als das bezeichnet, was dem Einzelnen gehört und das er allenfalls mit einer Gruppe zum Beispiel der Familie oder auch engen Freunden teilt, die untereinander in einem Vertrauensverhältnis stehen. ...Etymologische Herkunft
private from privatus, meaning "being free from (public office), being one's own"
is a participativ of privo (monthy python anyone?)
with privo meaning "to free, to take away from (oneself)"

according to "A new and copious lexicon of the Latin language" (1838)

used to signify the outhouse to be on one's own or to free oneself

according to "The Privies of Wales" (2000) and "Oxford English Dictionary" (1991) the word "to be privy to" refers to "of or pertaining exclusively to a particular person or persons; one's own" derived from attending someone while he is in privatus, meaning: while he is excreting

the name of the royal advisors in england, the privy council, is
derivied from privies, the toilets of their time which used to have multiple seats for ease of conversation. the attending royal household became "privy" to exclusive information. hence, the origin of the word.

according to "At Home: An Informal History of Private Life" (2010)

also explains "private parts" and "privity (having the same rights)"[...

]http://en.wikipedia.org/wikiFile:Ostia-Toilets.JPG
Danah Boyd - Interview

“Privacy is a social process by which people maintain the intimate. Privacy exists only to the degree that people have agency and the ability to control a social situation. The public sphere exist when people have agency and are willing to give up control. Without agency, neither exist.”
(a) privacy is a social, rather than a personal value
(b) it's not about intrusion, it's about social coordination and control

Subdivision of privacy concerns into
(1) Freedom from intrusion (e.g. encryption)
(2) Public participation (e.g. anonymizers)
(3) Identity management (e.g. pseudonymity)
(4) Social coordination (e.g. de-aggregation)

paraphrasiert aus David J. Phillips "The Influence of Policy Regimes on the Development and Social Implications of Privacy Enhancing Technologies"

Öffentlichkeit
Hannah Arendt 2007: Vita Activa. Frankfurt a.M.: Piper.

Zusammengefasst: Der öffentliche Raum ist der Erscheinungsraum, in dem Menschen miteinander reden und handeln und so ihre gemeinsame Welt gestalten.

“Macht ist das, was den öffentlichen Bereich, den potentiellen Erscheinungsraum zwischen Handelnden und sprechenden überhaupt ins Dasein ruft und am Dasein hält.” (2007:252)
Pro: Sehr klassische Vorstellung, die nicht nur Öffentlichkeit und Politik verbindet, sondern auch Öffentlichkeit und Privatheit: Das Private ist notwendig, um die öffentliche Erscheinung des einzelnen zu ermöglichen.
Prägend für Habermas und entsprechend auch für die Debatte zu Öffentlichkeit in D. prägend.

Con: Zunächst recht abstrakt und philosophisch. lässt sich aber durchaus konkretisieren und klarstellen, so dass es auch für ein nicht rein akademisches Publikum Sinn macht.
Danah Boyd - Interview

“The public sphere is where society is created and maintained. It's where people stop being individuals and become part of a society. It's the cite of civilization. The public sphere is created through the imagination, ideas, and actions of people working towards a greater good.

The public sphere does not rely on an expulsion of the intimate. It does not require that everything be made transparent. And, more importantly, it does not mean that we need to erode the agency of individuals. In fact, that destroys the public sphere too. There's plenty of room to carve out privacy in society even when there's a healthy public sphere.

The problem is that these words - public (adj), public (government) public sphere, publics, publicity, privacy, private (commercial), private (adj), etc. - all look like they are the same but they are not; they refer to different conceptions and, of course, even educated folks disagree on their essence.”

Internet
Definitionskontinuum zwischen “roughly transitive closure of IP-speaking systems” (RFC 1287) und, z.B., 0.facebook.com (http://www.facebook.com/blog.php?post=391295167130) Dieses Kontinuum ließe sich in beliebiger Elaborationstiefe ausarbeiten (basic IP, NATs, ALGs, DPI und Traffic Management, etc.). Das Ganze ist insofern wichtig, als dass mit der konkreten Begrifflichkeit Internet immer auch der Rahmen für alle darauf angewendeten Erwägungen gemeint ist.
condition of permanent connectedness
Eben Moglen 1997: The Invisible Barbecue
http://www.jstor.org/pss/1123312
Schön, weil eben nicht technologiebasiert
Autoren
Gordon Süß
Gordon Süß
Sebastian Haselbeck
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