Whitepaper OER Kapitel 3
Whitepaper OER Kapitel 3
Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012, v1.0
M. Bretschneider, J. Muuß-Merholz, F. Schaumburg. Internet & Gesellschaft Co:llaboratory - CC 3.0 BY (DE)
3. Akteure, Beteiligte, Betroffene von Open[1] Educational Resources
Zum Thema Lehr- und Lernmaterialien, ob es freie, oder klassische, urheberrechtlich geschützte sind, engagieren sich unterschiedliche Gruppen, Institutionen, Unternehmen und Stiftungen. Sie lassen sich grob in sechs Gruppen einteilen:
- Gruppe: Promoter, Ideologen, Aktivisten
- Gruppe: Geldgeber, Entscheider, Verwaltung
- Gruppe: fachliche Entscheider
- Gruppe: Gruppen, die (O)ER sowohl nutzen (konsumieren) als auch ggf. selbst erstellen (produzieren)
- Gruppe: Ersteller von (freien) Lehrmaterialien
- Gruppe: als Verteiler fungierenden Plattformen und (kommerzielle) Anbieter
Gruppe A - Promoter, Ideologen, Aktivisten
Creative Commons
Die Creative Commons[2], eine gemeinnützige Organisation, stellt die Creative Commons (CC)- Lizenzen [3] zur Verfügung, mit denen man als Autor und Rechteinhaber anderen auf einfache Art und Weise Nutzungsrechte einräumen kann, die ein Nutzen, Teilen, Verändern, Verbreiten und Remixen (das Neuzusammenstellen) von Material ermöglichen. Zwei dieser Lizenzen, nämlich Creative Commons cc-by (attribution) und cc-by-sa (attribution-sharealike) sowie der Lizenzwaiver CC-Zero bilden den (urheber-)rechtlichen Rahmen für OER. Darüber hinaus ist in sie Softwarecode eingebettet, die sie suchmaschinenlesbar macht. Dadurch ist es möglich, in der (erweiterten) Suche von Google oder Flickr nach Bildern zu suchen, die bestimmte Lizenzansprüche erfüllen. Mit der Maschinenlesbarkeit der Lizenzen und dem Aufbau der Datenbank mit OER-Richtlinien (siehe Stand der Dinge 2012) leistet Creative Commons sowohl einen technischen Beitrag zu Verbreitung der Lizenzen und der darunter lizensierten Materialien, als auch einen inhaltlichen zur Verbreitung und Unterstützung der OER-Bewegung.
Cape Town Open Education Declaration
Die Unterzeichner fordern dazu auf, Materialien selbst zu erstellen, OER zu nutzen und weiter zu verbreiten. Mehr dazu im Kapitel über die Entstehung und Stand der Dinge.
Die Wikimedia Foundation
Die Wikimedia Foundation, in erster Linie als die Betreiberin der Online-Enzyklopädie Wikipedia bekannt, fördert mehrere Schwesterprojekte, in denen kollaborativ an Freiem Wissen gearbeitet und damit auch OER thematisiert wird. Wikimedia Deutschland e.V[4], deutsches Chapter der Wikimedia Foundation, strebte dem Vernehmen nach[5] an, ein Pilotprojekt aufzubauen, dessen Ziel die Veröffentlichung eines Schulbuches auf Basis der CC-Lizenzen sein sollte. Erste Gespräche mit Verlagen fanden statt, konkrete Ergebnisse oder die Bereitschaft deutscher Verlage zur Herausgabe von OER-Schulbüchern sind jedoch derzeit nicht erkennbar. Sämtliche Aktivitäten des Vereins haben die Förderung und Unterstützung Freier Inhalte zum Ziel. Darunter u.a. verschiedene Bildungsprogramme zu Wikipedia[6]. Wikimedia-Projekte neben Wikipedia sind unter anderem:
- WikiBooks:
Hier können frei lizensierte Bücher kollaborativ erstellt werden. Es gibt es unter vielen frei lizensierten Büchern auch das Projekt Offene Schulbücher, „das sich die Erstellung von kostenfrei verfügbaren, aber lehrplankonformen Schulbüchern zum Anliegen macht.”.[7] Dabei kommt seit Mitte 2009 eine freie CC-Lizenz (CC-by-sa) zum Einsatz.[8]
- Wikiversity:
„Wikiversity ist eine Plattform zur gemeinschaftlichen Bearbeitung wissenschaftlicher Projekte, zum Gedankenaustausch in fachwissenschaftlichen Fragen und zur Erstellung freier Kursmaterialien.” [9] Jeder kann selbst Kursmaterialien erstellen und einstellen. Die Inhalte stehen unter der üblichen Lizenz in Wikimdiaprojekten.[10] Die bisherigen Aktivitäten zum Thema OER sind: ein Projekt zur Erstellung von OER und Reflexion ihres Einsatzes[11] und einen Kurs zur Erstellung von OER[12]
- Wikisource:
Hier sind Texte erfasst, die urheberrechtsfrei sind oder unter einer Freien Lizenz stehen. Sortiert nach literarischer Form oder Thema kann über die Buchfunktion individuell zusammengestellt werden.[13]
- Wikimedia Commons:
Das Freie Bildarchiv verfügt über eine Vielzahl freie verwendbarer Mediendateien.[14]
OPAL - Open Education Qualitiy Initiative
OPAL ist eine international finanzierte Initiative, deren Ziel es ist, die Qualität und Innovation in (Aus-)Bildung und Training durch OER voranzubringen.[15] Sieben Organisationen arbeiten zu diesem Zweck zusammen. Dazu gehören:
- das International Council for Open and Distance Education (ICDE)
- die UNESCO
- die European Foundation for Quality
- die Open University (Großbritannien)
- die Aalto University (Finnland)
- die Katholische Universität Portugal
- die Universität Duisburg-Essen, Deutschland.[16]
Die Initiative wird teilweise von der Europäischen Kommission gefördert.[17]
Wissenschaft
Im wissenschaftlichen Bereich gibt es bereits einige Forscher, die sich mit OER beschäftigen. Allerdings gibt es nach unserem Kenntnisstand niemanden, der sich explizit mit dem Bereich Schule und OER befasst. Einige derjenigen, die sich mit OER im universitären bzw. Weiterbildungskontext beschäftigen, werden im folgenden vorgestellt[18]: Prof. Dr. Bernd Lutterbeck, der 2007 zum Thema OER gemeinsam mit Robert A. Gehring ein Experteninterview gab (siehe Abschnitt Entstehung), beschäftigte sich während seiner Zeit als Wissenschaftler an der TU Berlin unter anderem mit den Themen Open Source, Datenschutz und mit internetspezifischen (Urheber-)Rechtsfragen.[19] Prof. Dr. Peter Baumgartner beschäftigt sich seit 2006 mit dem Thema und hat mehrere Artikel in Fachbüchern veröffentlicht, die das Thema auch aus (hochschul-)didaktischer Perspektive beleuchten.[20] Darüber hinaus hat er sich mit den ökonomischen Aspekten von OER beschäftigt.[21] Dr. Markus Deimann hat sich unter anderem als Mitglied der FernUniversität Hagen im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Innovative OER in Higher Education“ mit freien Lehr- und Lernmaterialien beschäftigt.[22] Zusammen mit Prof. Dr. Theo Bastiaens hat er 2010 eine Delphi-Studie mit dem Titel „Potenziale und Hemmnisse freier digitaler Bildungsressourcen“ veröffentlicht.[23]
Initiative „Freie Bildungsmedien“
Es gibt eine Graswurzelbewegung „Freie Bildungsmedien“, die vor allem beim EduCamp Bielefeld 2011[24] und wegen des sog. Schultrojaners (siehe Kapitel Urheberrecht an Schulen, Abschnitt Zum Schultrojaner) aktiv wurden und ihre Arbeit dezentral online koordinieren.
Gruppe B – Geldgeber, Entscheider, Verwaltung (Politik und Behörden)
Bundesländer und Kommunen
Die einzelnen Bundesländer bzw. in einigen Fällen auch die Kommunen sind in unterschiedlicher Weise für die Finanzierung von Lehrmaterialien zuständig. Sie stellen - jeweils bundeslandabhängig - entweder einen Etat zur Beschaffung von Schulbüchern bereit und/oder einen Fonds, aus dem diejenigen Eltern unterstützt werden, die bei einer privaten Anschaffung der Bücher finanzielle Hilfe benötigen. Gibt es einen Etat zur Schulbuchbeschaffung, ist dieser nicht zwingend auch kostendeckend, sondern die Erziehungsberechtigten müssen, wie zum Beispiel in Hamburg, einen eigenen Beitrag leisten. Dabei sind die Ausgaben der Länder für Lehrmittel seit Jahren rückläufig. So sanken 2008 die Ausgaben für Lehrmaterialien um 4 bis 5 Prozent von 350 Mio. auf 333 Mio. Euro Branchenumsatz: „Entscheidend dafür war ein Rückgang bei den privaten Schulbuchausgaben der Eltern und Schüler durch Änderungen der Lernmittelfreiheit - wie die Tatsache, dass die staatlichen Ausgaben bundesweit nicht entsprechend angehoben wurden.”[25] Auch 2009 verzeichnete der Verband Bildungsmedien e.V. einen Rückgang des Branchenumsatzes um 2 Prozent (im Vergleich mit 2008) auf insgesamt 460 Mio. Euro, wovon 385 Mio. Euro auf Materialien für die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen entfallen.[26] Bei einer Schülerzahl im Schuljahr 2008/2009 von 11.829.512[27] ergeben sich Materialausgaben von 32,54 Euro pro Schüler. Privathaushalte gaben demnach ebenfalls weniger Geld für Lernmaterialien aus, der Umsatz sank gegenüber 2008 um 3 Prozent.[28]
Kultusministerien und Kultusministerkonferenz
Lehrbücher für die Grund- und Mittelstufe sind in Deutschland zulassungspflichtig, eine Ausnahme bilden die Lehrmaterialien für die Oberstufe und berufliche Schulen. Die Zulassung übernimmt die Kultusministerkonferenz (KMK) bzw. in einigen Fällen auch Institutionen der Länder wie in Baden-Württemberg das Landesinstitut für Schulentwicklung. Freie Unterrichtsmaterialien, die zum Beispiel zur Individualisierung oder in solchen Fächern genutzt werden, in denen es keine Lehrbücher gibt, sind in dieser Form nicht zulassungspflichtig. Für sie gibt es eine Generalzulassung, die gilt, solange diese freien Unterrichtsmaterialien nicht verpflichtend für eine Klasse angeschafft werden müssen und solange sie nur für einen begrenzten Zeitraum verwendet werden. Die Kultusministerien entscheiden über die Lehrpläne für das jeweilige Bundesland, und damit in weiterem Umfang über das, was an den Schulen unterrichtet wird. Während die Pläne für die Lehrenden innerhalb eines Themenfeldes relativ viel Entscheidungsfreiraum vorsehen, sind die Vorgaben für die Lehrbücher und damit die Schulbuchverlage strikter.[29]
Parteien
Die Piratenpartei unterstützt auf Bundes-, wie auch auf Landesebene die Open Access-Bewegung.[30] Auch die Grünen-Bundestagsfraktion, die der Linken und der Arbeitskreis Netzpolitik der CDU setzen sich für dessen Förderung ein.[31] Die SPD setzt sich zumindest für das Zweitveröffentlichungsrecht ein, das Wissenschaftlern nach einem bestimmten Zeitraum erlaubt, bereits publizierte Artikel „nicht kommerziell öffentlich zugänglich machen“[32] dürfen. Gegenstand der Bewegung ist die Forderung, dass wissenschaftliche Texte, die mit Geldern der öffentlichen Hand finanziert wurden, den Bibliotheken und Endnutzern kostenfrei und zur weiteren Nutzung zur Verfügung stehen (mehr dazu in Anhang 1).[33] Das Thema OER wird, da die Beschaffung von Lehr- und Lernmaterialien Ländersache ist (siehe oben), eher auf Landesebene angesprochen:
- In Sachsen-Anhalt stellt Die Linke Mitte Februar einen Antrag zum Stopp der als „Schultrojaner“ bekannt gewordenen Überwachungssoftware und zur Förderung von Lehrmaterialien, die unter einer freien Lizenz stehen.[34] Am 22.02.12 reichen die Fraktionen von SPD und CDU einen inhaltlich ähnlichen Antrag[35] ein, der am 23.02.12 angenommen wird.[36]
- In Brandenburg stellt die Abgeordnete Marie Luise von Halem von Bündnis 90/Die Grünen im Brandenburger Landtag am 22.02.12 eine Kleine Anfrage bezüglich des Einsatzes von OER an brandenburgischen Schulen.[37]
Stiftungen
Vor allem in den USA spielt die William and Flora Hewlett Foundation eine bedeutende Rolle für die Erstellung und Verbreitung von OER. Sie fördert finanziell Projekte, die sich genau damit beschäftigen, und hat zum Ziel, eine globales Ökosystem für OER zu etablieren.[38] Diese Stiftung ist damit, ähnlich wie die Wikimedia Foundation, auch als Promoter der Idee von OER zu sehen. In Europa hat die Stiftung 2006 die Veröffentlichung eines Teils der Lehrmaterialien der Open University in England mit 4,45 Mio. Dollar gefördert.[39]
Eltern
Welche Kosten Eltern für die Anschaffung bzw. Nutzung von Unterrichtsmaterialien entstehen, variiert von Bundesland zu Bundesland (siehe oben). Im Beispiel Hamburg fallen, wie oben erwähnt, Nutzungsgebühren für von der Schule gestellte Materialien an. Sie betragen in der
- Primarstufe: 50 €
- Sekundarstufe 1: 80 €
- Sekundarstufe 2: 100 €.[40]
Selbst beschafft werden müssen unter anderem „Lektüren, Literaturwerke und andere Druckschriften, die nicht in besonderer Weise für den schulischen Gebrauch hergestellt beziehungsweise geeignet sind.“[41] Schätzungen zufolge entstehen monatlich 4 Euro Kosten pro Schüler für die Schulbücher ergänzenden Lernmaterialien, die sich auf die Schule, die Eltern und die Lehrer verteilen.
Verschiedene Interessenvertreter
In den Bereichen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gibt es Interessenvertreter, die ihre Themen in der Gesellschaft in ihrem Sinne verbreiten wollen und dafür auch Materialien für den Unterricht entwickeln und bereitstellen. Das Spektrum dieser Akteure ist weit, vom Bundesumweltministerium bis zu Bundeszentrale für politische Bildung, von Arbeitgeberverbänden bis zu Gewerkschaften, von Greenpeace bis zu Microsoft. Auch diese Gruppe stellen Unterrichtsmaterialien bereits, zum Teil schon heute als OER gekennzeichnet, meist aber nur „frei“ im Sinne von: kostenfrei erhältlich.
Gruppe C - Fachliche Entscheider (Schulleiter, Fachleiter, Pädagogen)
Bei der Entwicklung von Lehr- und Lernmaterialien allgemein spielen Lehrer eine wichtige Rolle: Sie sind es, die als Co-Autoren von Lehrbüchern für die Schulbuchverlage tätig sind oder freie, d.h. ergänzende, Unterrichtsmaterialien entwickeln, die von den Verlagen veröffentlicht werden. Grundsätzlich gibt es keine Verpflichtung für Lehrer, mit einem Schulbuch zu arbeiten. Bindend und rahmengebend sind dagegen die länderspezifischen Lehrpläne, die ebenfalls von den jeweiligen Kultusministerien vorgegeben werden (siehe Abschnitt Kultusministerien und Kultusministerkonferenz). Die Lehrenden haben somit innerhalb dieser Vorgaben die Entscheidungsfreiheit, ob sie mit kommerziellen und / oder freien Lehr- und Lernmaterialien in ihrem Unterricht haben. Innerhalb der Schule entscheidet die jeweilige Fachkonferenz über die Anschaffung von Lehrmaterialien. Abhängig vom Bundesland kann die Fachkonferenz die Materialien direkt selbst anschaffen, oder aber sie stellt einen Antrag an die Lehrerkonferenz, die diesen beschließen muss. In einigen Fällen entscheidet in letzter Instanz die Schulkonferenz. Vor allem im Kontext von Ganztagsschulen gewinnen neben den Lehrerinnen und Lehrern auch die Erzieherinnen und Erzieher Einfluss auf Auswahl, Erstellung und Einsatz von Lehr- und Lernmaterialien.
Gruppe D - Prosumenten
Die Lehrkräfte an Schulen sind heute schon sowohl Konsumenten von Lehr- und Lernmaterialien, als auch Produzenten. Dabei hält Damian Duchamps[42] fest:
- „Schlecht bestellt ist es im deutschsprachigen Raum auch noch immer um die Vernetzung der Lehrkräfte. Materialaustausch findet vor allem innerhalb von Kollegien statt und vielfach über Datenträger, jedoch nicht über Plattformen. Materialtauschbörsen für Lehrerinnen und Lehrer haben viele Nutzer, jedoch nur wenige, die aktiv Materialien beisteuern. Ausnahmen bilden Communities um Plattformen wie ZUM.de oder um Lernplattformen wie Moodle...“[43]
Dem allgemeinen Vernehmen nach ist schon innerhalb einer Schule ein gemeinsam entwickelter und gepflegter Materialpool unter Fachkollegen eher die Ausnahme als die Regel. Auch hier sind allerdings Aufwärtstendenzen zu erkennen, befördert durch die Verbreitung von Dropbox und anderen Werkzeugen, die Kollaboration und Austauscherleichtern. Ihre Rolle als Produzenten dürften Schüler nur in wenigen Fällen explizit als solche wahrnehmen. Dennoch gibt es gerade in der modernen Pädagogik häufig eine Ergebnisorientierung in dem Sinne, dass zum Beispiel Projektarbeiten oder Recherchen in konkrete „Produkte“ münden. Dazu gehören häufig Wandplakate, Texte, Präsentationen oder (zunehmend, aber auf niedrigem Niveau) Online-Inhalte wie Wiki-Seiten, Blogs oder Videos. Diese Inhalte werden häufig nicht nur den Lehrpersonen, sondern auch den Mitschülern zugänglich gemacht. Eine Bereitstellung an alle potentiell interessierten Personen ist selten und falls doch intendiert, so stehen häufig urheberrechtliche Hindernisse dem entgegen (siehe Kapitel Urheberrecht in Schulen). Ein Beispiel für eine Plattform, auf der Arbeitsprodukte unter anderem von Schülern veröffentlicht werden, ist referate.de.[44] Die Arbeiten sind allerdings nicht CC-lizensiert, sondern die Autoren räumen den Betreibern der Seite Nutzungs- und Vermarktungsrechte ein, behalten aber ihre Rechte als Urheber.[45]
Gruppe E - Ersteller
Die Ersteller von OER treten, so der bisherige Eindruck, kaum öffentlich und / oder organisiert auf, sondern sind als Beitragende auf Plattformen wie Intergeo, rpi-virtuell oder bei der Zentrale für Unterrichtsmedien ZUM zu finden. Es ist zu vermuten, dass es sich häufig um Praktiker handelt, die Materialien für die eigene Verwendung entwickeln und sie dann für andere zur Verfügung stellen. Die beiden folgenden Plattformen richten sich explizit an Ersteller, indem sie Vernetzungsmöglichkeiten bieten (Plattformen, die in erster Linie der Distribution dienen, werden unten gesondert aufgeführt).
- Die Website des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg www.opencontent-bw.de[46] dient neben der Information über OER explizit auch zur Vernetzung von Interessenten.
- Das EU-weites Projekt Interoperable Interactive Geometry for Europe hat die Erstellung und Verteilung von OER für den Geometrieunterricht zum Ziel.[47] Es bietet die Möglichkeit zur Vernetzung in Gruppen und eine eigene Plattform, auf die produzierten Materialien zur Verfügung gestellt werden.
Gruppe F - Verteiler
Die Gruppe der Verteiler von Lehr- und Lernmaterialien überlappt sich durchaus mit der der Ersteller. Hier werden solche vorgestellt, die ihren Schwerpunkt auf der Verteilung bzw. dem Austausch von Unterlagen setzen. Die Verteiler von Lehr-und Lernmaterialien lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Die erste bilden kommerziellen Verteiler, die Verlage. Die zweite bilden Plattformen, auf denen freie bzw. nicht-kommerzielle digitale Materialien zur Verfügung gestellt und gesammelt werden. Hinter den Plattformen stehen Vereine oder staatlich geförderte Institutionen. Der Wikimedia Foundation kommt eine Doppelrolle zu: Sie tritt nicht nur als Verteiler, sondern auch als Akteur im eigentlichen Sinne (siehe oben) auf, indem sie auch Projekte zum Thema OER fördert.
Kommerzielle Verteiler
Es gibt drei Verlagsgruppen für Schulmaterialien, in denen 90 Prozent der Verlage zusammengefasst sind.[48] Die Verlagsgruppen sind der Cornelsen Verlag, der Ernst Klett Verlag und die Westermann Verlagsgruppe. Sie geben bisher die dem Lehrplan des jeweiligen Bundesland angepassten Lehrbücher und weitere Materialien heraus. Finanziert werden Produkte zunächst von den Verlagen selbst, die dann durch den Verkauf ihre Ausgaben decken. Als Käufer treten in der Regel bei Schulbüchern die Institutionen (Träger / Schulen), bei weiteren Materialien meist die einzelnen Personen (Lehrerinnen und Lehrer) auf. Der VdS Bildungsmedien „ist die Interessenvertretung von Verlagen und Firmen, die Medien für Bildungszwecke herstellen.“.[49] Er zeigte sich schon 2009 in einer Pressemeldung kritisch gegenüber Open Access-Ansätzen, da er in diesen eine Bedrohung für ein „effektiv funktionierendes“[50] Urheberrecht sieht. Der VdS war bzw. ist gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz für den „Schultrojaner“ verantwortlich (Details folgen im Kapitel Urheberrecht an Schulen, im Abschnitt Zum Schultrojaner). Die Plattform Digitale Schulbücher[51] ist eine neue Initiative der Schulbuchverlage, die auf der didacta 2012 vorgestellt wurde. Die Plattform stellt quasi ein digitales Buchregal dar, aus der die Lehrbücher der Verlage heruntergeladen werden können. Sie soll nach den Sommerferien 2012 starten und unabhängig vom verwendeten System die Bücher der meisten großen Schulbuchverlage aufnehmen. Das Material wird innerhalb der Software verschlossen bleiben. Eine Öffnung in Richtung OER ist nicht zu erwarten. Das Angebot kann als eine Reaktion auf Apples Vorstoß in den Markt der Lehrmaterialien (siehe unten) gewertet werden. Apple stellt mit seinem iTunes-Angebot und besonders iTunes U für Bildungszwecke eine Plattform mit einem sehr großen Materialpool zur Verfügung.iTunes U[52] ist eine App, die Zugriff auf Vorlesungen und digitale Kursangebote bietet. Für den Schulbereich existieren bisher Inhalte v.a. für die USA, kaum für den deutschsprachigen Bereich. Mit dem kostenlosen E-Book-Reader iBooks 2[53], der mit der digitalen Buchhandlung iBookstore verbunden ist, und der ebenfalls kostenlosen Software iBooks Author[54] zur Erstellung von interaktiven Schulbüchern[55] wird nun auch explizit der Schulbuchbereich integriert (siehe oben). Als Educational Resources lassen sich auch die schon länger existierenden Lernapps für iPad, iPod und iPhone zählen. Beispiele sind Programme für Mathetraining[56] oder Baumbestimmung.[57] Diese Apps sind ausdrücklich keine freien Lehr- und Lernmaterialien, da sie in den allermeisten Fällen weder verändert oder weitergegeben werden dürfen. Neben Apple gewinnen auch andere Ökosysteme, allen voran das offene Android, an Bedeutung.
(OER)-Plattformen
Es gibt bereits eine nicht geringe Anzahl an Plattformen, über die Lehr- und Lernmaterialien ausgetauscht bzw. zur Verfügung gestellt werden. Die folgende Sammlung gibt eine Übersicht, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Gruppe 1: Plattformen für den Vertrieb von Materialien:
- Die Bildungsserver von Sachsen und Baden-Württemberg www.schule-bw.de und www.bildung-lsa.de bieten ausdrücklich CC-lizensierte Materialien an.[58]
- www.umwelt-im-unterricht.de: Diese Seite bietet cc-lizensierte Unterrichtmaterialien zum Thema Umwelt und ist ein Angebot des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.[59]
- Das Portal „Selbstgesteuert entwickelter Geschichtsunterricht” stellt OER-Materialien für den Geschichtsunterricht unter CC-Lizenz zur Verfügung.[60]
Weitere Plattformen, die nicht ausdrücklich cc-lizensierte Materialien anbieten, bzw. die die Verwendung dieser Lizenzen nicht explizit anstreben, sind unter anderem:
Gruppe 2: Plattformen, auf denen Materialien geteilt und ausgetauscht und zum Teil bearbeitet werden können:
„…verfügt bereits über umfangreiche Wiki-Aktivitäten mit freien Unterrichtsmaterialien, die im Rahmen der Kampagne für OER als solche stärker kenntlich gemacht werden sollen (Logo), wobei auf die Creative-Commons-Lizensierung des Materials bereits hingewiesen wird. Darüber hinaus bietet zum.de Lehrenden an, ihre Materialien auf den Seiten des Vereins unterzubringen und verfügbar zu machen. Außerdem will der Vorsitzende der ZUM, Karl Kirst, Kontakt mit Autoren der Autoren-ZUM aufnehmen, um diese über die Möglichkeit der CC-Lizenzen aufzuklären und so möglicherweise weiteres Material im bereits vorhandenen OER-Pool verfügbar zu machen.“[66]
- rpi virtuell[67] ist eine überkonfessionelle und nicht-kommerzielle Plattform für den Religionsunterricht. Auch hier stehen bereits einige Materialien unter CC-Lizenz.[68]
- Auf europäischer Ebene gibt es die Plattform „Learning Resource Exchange for Schools”[69], die unterschiedliche, zum Teil cc-lizensierte Materialien zur Verfügung stellt.
- Auf Facebook gibt es die Gruppe „Open Educational Resources - Deutsch“[70], in der freie Lehr- und Lernmaterialien gesammelt werden.
- ↑ Von OER sind potentiell all diejenigen betroffen, die schon mit Educational Resources zu tun haben.
- ↑ http://www.creativecommons.org/ [gesichtet: 2012-03-06]
- ↑ http://www.creativecommons.org/licenses [gesichtet: 2012-03-06]
- ↑ http://blog.wikimedia.de/ [gesichtet: 2012-03-13]
- ↑ http://herrlarbig.de/2011/11/23/oer-frei-bildungsmedien-das-netzwerk-entsteht-schultrojaner-ecbi11/ [gesichtet: 2012-03-06]
- ↑ http://wikimedia.de/wiki/Schulprojekt [gesichtet: 2012-03-13]
- ↑ http://de.wikibooks.org/wiki/Wikibooks:Offene_Schulb%C3%BCcher, [gesichtet: 2012-03-13]
- ↑ http://de.wikibooks.org/wiki/Wikibooks:Lizenzbestimmungen [gesichtet: 2012-03-13]
- ↑ http://de.wikiversity.org/wiki/Wikiversity:%C3%9Cber_Wikiversity [gesichtet: 2012-03-13]
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- ↑ http://de.wikiversity.org/wiki/Projekt:Open_Educational_Resources [gesichtet: 2012-03-13]
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- ↑ Die Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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- ↑ siehe z.B. http://www.peter.baumgartner.name/schriften/article-de/oer_herausforderung.pdf/view?searchterm=OER und http://www.peter.baumgartner.name/schriften/article-de/oer_didakt_kontext.pdf/view [gesichtet: 2012-03-19]
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